• ZENdung (Ravensburg)

    ! on ZENdung ! 4-06 (Segen der Wiederholung)

    Das Wiederholen einer einfachen Übung ist das A und O. Jede
    Übung ist anfangs schwierig und wird mit der Zeit einfacher. Und in
    jeder Übung tauchen mit der weiteren Dauer neue Probleme auf. Wenn
    wir Sport treiben – laufen, wandern, klettern, schwimmen, was auch
    immer – dann stellen wir bald fest, dass uns die körperliche
    Betätigung mehr als gut tut. Und vielleicht steigern wir uns sogar
    ein bisschen in diese Disziplin hinein. Bis erste Probleme
    auftauchen. Muskelzerrungen. Muskelkrämpfe. Schwindelgefühle.
    Rückenbeschwerden. Stechende Schmerzen im Knie. Es tauchen mitunter
    laufend neue Probleme auf und lassen einen daran zweifeln, ob diesen
    Übung wirklich so eine gute Idee ist. Der Punkt ist aber: Wir müssen
    diese Probleme wahrnehmen und ernstnehmen, wir müssen uns sicher mit
    diesen Symptomen auseinandersetzen, weil sie nach oben kamen, als wir
    mit unserer Übung begonnen haben. Doch wir sollten so lange es
    irgend möglich ist, an dieser Übung festhalten. Vielleicht müssen
    wir anders laufen. Vielleicht sollten wir besser auf weichem
    Waldboden laufen anstatt auf asphaltierten Straßen. Vielleicht
    müssen wir ruhiger schwimmen und nicht versuchen, einem Olympioniken
    gleich jedes Ruderboot einzuholen. Vielleicht sollten wir auf unseren
    Körper hören, der uns nicht nur behilflich ist, diese Übung
    überhaupt zu machen. Unser Körper ist auch ganz einfach UNSER
    Körper – wir haben keinen anderen und können alles, was wir
    erfahren, nur mit diesem Körper erfahren. Das ist schon eine erste
    Lektion, die jeder und jede von uns lernen kann. Und wenn wir bei
    dieser einen Übung bleiben und nicht täglich neue Dinge
    ausprobieren, dann tauchen zwar immer wieder neue Probleme auf, doch
    wir können auch etwas über uns selbst lernen – und das ist das
    Herz jeder Praxis, ob im Sport oder in der Meditation: Wir können
    etwas über uns selbst lernen, denn all diese Probleme haben immer
    etwas mit uns selbst zu tun. Und eine weitere Sache ist so wichtig,
    dass ich sie immer wieder betonen möchte: Wir dürfen uns selbst auf
    keinen Fall verurteilen, sondern müssen eine wohlwollende Haltung
    auch uns selbst gegenüber einnehmen. In der daoistischen Meditation
    gibt es die Übung des Inneren Lächelns: Ich setze ein Inneres
    Lächeln auf und lasse dieses Innere Lächeln durch meinen Körper,
    meine Empfindungen, meinen Geist wandern und alles erleuchten und
    befrieden. Die Bedeutung des Inneren Lächelns besteht darin, dass
    ich mich nicht mehr verurteile, sondern im Gegenteil innerlich in den
    Arm nehme, mich bedanke und eins werde mit dem, was ist.

    ! on ZENdung ! 2020-08-30 (Leerheit)

    Was ist Leerheit? Das ist eine gute Frage. Es kursieren diesbezüglich so viele Missverständnisse – unter Anhängern des Buddhismus sowie unter dessen vermeintlichen Gegnern. Das braucht es aber gar nicht. Eine simple Klärung kann die Spannungen aus diesem Diskurs leicht herausnehmen und den Begriff „Leerheit“ auch für andere Menschen interessant machen.

    ! on ZENdung ! 4-07 (An die Freude)

    Wir können alles auch einfach mal so stehen lassen. Und dann steigt sie plötzlich auf, diese Freude, diese tiefe und wirklich alles weit in den Schatten stellende Freude am Sein, am Leben, an den anderen Menschen, mit denen wir uns verständigen können. Das ist alles bereits da. Wir müssen uns nur innerlich zurücknehmen. Mehr nicht. 

    ! on ZENdung ! Ji Kwang SSN (05)

    Guten Tag, mein Name ist Sven Precht. Ich begrüße Sie herzlich zur neuen Folge meiner Gespräche mit Zen-Meister Ji Kwang – im bürgerlichen Namen Dr. Roland Wöhrle-Chon. Wir sprechen heute über ein Thema, das nicht nur für den Buddhismus, für das Zen, sondern für alle Menschen aus allen Traditionen zentral ist: Angesichts der Nachrichten aus dieser Welt – wie kann ich anderen Menschen helfen? Wie kann ich als einzelner Mensch anderen fühlenden Wesen, also auch den Tieren und Pflanzen helfen? Wie kann ich dieser Welt helfen? Und noch weiter: Was ist überhaupt Hilfe? Worin könnte eine Hilfe bestehen? – Das Zen ist keine dogmatische Lehre und gibt keine einfachen Rezepte an die Hand. Und dennoch haben die Zen praktizierenden Schüler und Lehrer einiges zu diesem Thema zu sagen. Auch Zen-Meister Ji Kwang hat natürlich seine Erfahrungen im Umgang mit dem Leiden anderer Menschen, im Umgang mit Verlust gemacht und gibt Auskunft darüber, welche Möglichkeiten eine lebendige Praxis bieten kann. Aber hören Sie selbst.